Allgemein wird eine Quote als Werkzeug herangezogen, Frauen vermehrt in Führungspositionen großer Unternehmen oder Aufsichtsräte zu integrieren, um ihnen Macht zu geben, in der Hoffnung dass sich dadurch die Gesellschaft verändert. Woran liegt es, dass so wenige Frauen hohe Posten innehaben? Kompetenz kann es nicht sein, wenn doch mehr Frauen Abitur machen, im Durchschnitt besser als ihre männlichen Mitschüler abschneiden und das gleiche Phänomen auch im akademischen Werdegang zu beobachten ist. Aber werden Vorstandsposten wegen Kompetenz verliehen oder sind es ganz andere (Charakter-)Eigenschaften, die hier eine Rolle spielen und Frauen wird eine Führungsposition wegen der gesellschaftlichen Rollenstereotype schlicht nicht zugetraut? Wir diskutierten den Einfluss der Gesellschaft und der Familie in Erziehung und Ausbildung auf die Ausbildung von geschlechterspezifischen Interessen und welche Auswirkungen diese auf eine mögliche Berufswahl haben könnten. Oder spielt auch eine mögliche Schwangerschaft eine Rolle bei der (Nicht-)Einstellung? Wäre ein möglicher Lösungsweg, den Vaterschaftsurlaub zu stärken?
Seit der Einführung einer festen Geschlechterquote für große, börsennotierte Unternehmen von 30% in Führungspositionen Anfang des Jahres 2016 ist zu beobachten, dass die Anzahl der Frauen in diesen Positionen stagniert, statt (wie zuvor!) zu wachsen. Auch wird das „Phänomen des leeren Stuhls“ immer häufiger- so werden Vorstandposten vermehrt unbesetzt gelassen, statt sie mit einer Frau zu besetzen. Ist das nur ein vorübergehender Trend oder wirkt die Quote tatsächlich nicht? Fühlen sich Unternehmen eventuell sogar in ihrer Unternehmensfreiheit eingeschränkt? Würde ein Anreizsystem besser funktionieren, bei dem Unternehmen Steuerentlastungen bekommen, wenn ein gewisser Anteil des Vorstandes aus Frauen besteht? Oder sollte man das nicht-Einhalten der Quote sogar unter harte Strafe stellen? Mit einer Strafe könne man Unternehmen allerdings schnell Unrecht tun, da in vielen Branchen tatsächlich ein Frauenmangel herrscht. Bei diesem Punkt kamen wir auf Quoten im politischen Kontext zu sprechen, da auch ganz aktuell die paritätische Listenaufstellung in Brandenburg eingeführt wurde, um vermehrt Frauen in die Politik zu bringen und dort ihre Interessen vertreten können. Sollten wir auch -in dieser Logik- Quoten für Minderheiten einführen, sodass das Parlament die Gesellschaft im Ganzen repräsentieren kann? Ein solches Herangehen würde die „freie Wahl“ massiv beschneiden- und wer behauptet, ein Mitglied der „Mehrheit“ könne nicht die Interessen einer „Minderheit“ vertreten? Ein wenig spalteten sich die Meinungen über eine solche oder ähnliche Quoten in der Politik- so könnten natürlich Männer mit langer Erfahrung und Kompetenz aufgrund ihres Geschlechts in gewisser Weise „diskriminiert“ werden. Noch ist es so, dass in den meisten Parteien- zumindest in den unteren Ebenen- Männer stärker vertreten sind als Frauen und eine quotierte Aufstellung in manchen Gegenden einfach aus strukturellen Problemen nicht- oder nur schwer- möglich ist. So kamen wir erneut zu dem Thema der „Anreizsysteme“ und zur Frauenförderung innerhalb von Parteien- denn woran liegt es, dass Frauen weniger politisch aktiv zu sein scheinen, als Männer?
Neben der geringen Anzahl an Frauen haben wir in vielen Gremien genauso das Problem, dass wenig junge Menschen Teil davon sind- so liegt der Durschnitt oft über 50, wenn nicht sogar 60 Jahren. Sollte man also auch eine Altersquote einführen?
Zu guter Letzt kamen wir auf Berufe zu sprechen, in denen keine Quote greift, die aber typisch männlich oder weiblich geprägt sind. Da viele Studien angeborene Geschlechterunterschiede ausschließen, landeten wir erneut beim Thema der Sozialisation. Was wir als Gesellschaft über Frauen denken und was wir erwarten, scheint das eigentliche Problem zu sein und eine Quote nur eine „Notlösung“, die aber nicht das eigentliche Problem am Schopf greift!